Kaffeesatz im Abfluss = ? Hier scheiden sich die Geister. Die einen schlagen bei diesem Gedanken die Hände über dem Kopf zusammen und holen schon mal den Pümpel raus. Oder den Klempner. Die anderen erzählen etwas von Kaffeesatz als Rohrreiniger. Aber was stimmt denn nun?
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Kaffeesatz im Abfluss = Wundermittel?
Dass das Restprodukt einer genussvollen Kanne Kaffee so einiges kann, ist bekannt. Kaffeesatz ist ein sehr guter Dünger und beschleunigt die Produktion von Kompost. Ach ja, Gerüche entfernt er auch noch. Zum Beispiel aus dem Kühlschrank.
Und jetzt soll er auch noch eine Art Abfluss-frei-Wundermittel sein? Wirklich?
Von Kaffeesatz und verstopften Abflüssen
Es gibt wohl fast niemanden, der nicht schon einmal vor dem Problem eines verstopften Abflusses gestanden hat. Dann heißt es: Pümpel raus, chemische Keule oder den Klempner anrufen. Oder eben: Kaffee kochen! So lautet zumindest ein altes Hausmittel. Und auch heute noch hört man diesen doch etwas komischen Tipp immer wieder mal. Oder liest davon im Internet.
Es heißt, der leicht körnige Rest des aufgebrühten Kaffees wirkte wie ein sanftes Schleifpapier. Und würde die Verstopfung sozusagen einfach wegschmirgeln.
Kaffeesatz als Abflussfrei – so funktionierts…
… angeblich! Meist heißt es, einfach den Inhalt von zwei (benutzten!) Kaffeefiltern in den Abfluss geben. Dann vorsichtig nachspülen.
Stopp! Nicht sofort nachmachen! Erstmal weiterlesen bitte!
Fangen wir mal ganz von vorne an. Was wissen wir über verstopfte Abflüsse? Richtig, meist spielt Fett dabei eine Rolle. Sei es vom Spülen oder wenn etwas in die Küchenspüle gekippt wird, etwas Fett gelangt immer mit in den Abfluss. Lagert sich an den Rohren ab und verstopft den Abfluss zusammen mit anderen Dingen und Ablagerungen mit der Zeit.
Was wissen wir über Kaffee? Kaffee ist fetthaltig. Und das nicht gerade wenig. Dadurch ist das Kaffeepulver lipophil. Das heißt, es verbindet sich mit anderen fetthaltigen Stoffen. Wie eben mit den Ablagerungen in Abfluss und Rohren.
Nimmt man dieses Wissen und denkt an Kaffeepulver als Abfluss-frei wird schnell klar:
Kaffeesatz als Abflussfrei? Das kann nicht funktionieren!
Und tut es auch nicht. Kaffeesatz ist nicht zur Beseitigung von verstopften Abflüssen geeignet.
Im besten Fall rutscht das Pulver einfach durch. Im drastischten Fall verschlimmert das Kaffeepulver die Abflussverstopfung sogar noch. Und wird dann fast so hart wie Beton.
Deshalb: Hände weg von Kaffeesatz als Zaubermittel bei verstopftem Abfluss!
Am besten den Kaffeesatz einfach in den Mülleimer entsorgen. Oder wenn vorhanden auf den Kompost. Auch als Dünger ist der aufgebrühte Satz sehr gut zu verwenden.
Den Kaffeesatz im Abfluss zu entsorgen, davon wird abgeraten. Egal wie vorsichtig man dosiert, es kann immer etwas hängen bleiben. Und im Endeffekt mit der Zeit das Rohr verstopfen. Auch wenn man mit dem Kaffee nur Abflussgeruch neutralisieren will, sollte man besser zu anderen Mitteln greifen. Sicher ist sicher.
Denn der Besuch eines Installateurs, um den verstopften Abfluss zu reparieren, ist teuer. Von den Unannehmlichkeiten eines verstopften Abflusses mal ganz zu schweigen.
Abfluss verstopft – und nun?
Statt an das Ammenmärchen Kaffeesatz zu denken, wenn es um verstopfte Abflüsse geht, sollte man über Alternativen nachdenken.
- Installateur/Klempner
- Chemie
- mechanische Reinigung
Installateur/Klempner
Die wohl einfachste, aber auch teuerste Lösung ist die Beauftragung eines Installateurs bzw. Klempners. Er ist Profi auf dem Gebiet und macht den Abfluss schnell wieder frei.
Chemie
Chemische Mittel wirken sehr gut gegen Fettablagerungen im Abfluss und den Rohren. Und sie sind nicht allzu teuer. Aber: sie Schaden der Umwelt. Vor der Benutzung der chemischen Keule sollte man über Alternativen nachdenken.
Mechanische Reinigung
Der Abfluss kann auch auf mechanische Weise gereinigt werden. Zum Beispiel durch
- Pümpel/Pömpel/Saugglocke
- Drahtbürste
- Spirale
- Pango
- Backpulver und Essig
- Plastikflasche
Pümpel/Pömpel/Saugglocke
Das wohl bekannteste und älteste Hilfsmittel bei verstopftem Abfluss. Es ist einfach in der Handhabung und dabei äußerst effektiv.
- Überlauf mit nassem Lappen abdichten
- Abfluss mit der Saugglocke komplett abdecken
- Spülbecken mit Wasser auffüllen, bis Gummiteil der Saugglocke bedeckt ist
- Pömpel am Holzgriff schnell runterdrücken und hochziehen
Durch das Herunterdrücken und hochziehen entsteht eine Sogwirkung. Dadurch wird die Verstopfung gelöst.
Extra-Tipp: etwas Seife und warmes Wasser in den Abfluss geben, bevor der Pömpel angesetzt wird.
Drahtbürste
Oft befindet sich die Verstopfung nicht im Rohr, sondern im Siphon. Die einfachste Möglichkeit, Ablagerungen im Siphon zu entfernen ist die Verwendung einer Drahtbürste. Um damit den Siphon zu reinigen, muss dieser erst demontiert werden.
- Eimer unter den Siphon stellen, um austretendes Wasser aufzufangen
- Lappen um Überwurfmutter des Siphons wickeln (verhindert Kratzer)
- mit Rohrzange den Siphon abschrauben
- Siphon mit Drahtbürste reinigen
- anschließend den Siphon wieder montieren
So leicht ist es, eine Verstopfung im Siphon zu beheben. Wichtig ist, nach der Montage des Siphons dessen Dichtigkeit zu überprüfen. Sonst hat man schnell eine nasse Überraschung unter der Spüle.
Extra-Tipp: bei dieser Gelegenheit können die Dichtungen ausgetauscht werden.
Sollte die Verstopfung sehr hartnäckig sein, sich nicht vollständig entfernen lassen oder der Siphon allgemein in einem schlechten Zustand sein, empfiehlt sich ein Neukauf. Siphons erhält man in jedem Baumarkt. Und das meist schon für unter 10 Euro.
Die Spirale
Sitzt die Verstopfung nicht im Siphon, sondern in dem Rohr, das sich bereits in der Wand befindet, ist die Spirale das richtige Hilfsmittel. Sie wirkt mit mechanischem, kreisenden Druck gegen die Verstopfung. Reinigungsspiralen sind im Baumarkt erhältlich. Zu kaufen, aber auch zu leihen.
Achtung! Die Spirale nicht in den Siphon schieben! Dieser muss vor der Benutzung der Spirale demontiert werden. Die Reinigungsspirale ist ausschließlich für das in der Wand befindliche Fallrohr geeignet!
- Reinigungsspirale vorsichtig ein kleines Stück in das Fallrohr schieben
- dazugehörige Kurbel auf aufsetzen
- Spirale langsam weiter einführen, dabei Kurbel drehen
- nach jedem Reinigungsvorgang sauberes (!) heißes Wasser nachkippen
Pango Rohrreiniger
Der Pango ähnelt mit seinem Aussehen entfernt einer großen Kinder-Wasserpistole. Dieser Rohrreiniger wirkt mit hohem Druck gegen die Verstopfung im Abfluss. Verschiedene Aufsätze sorgen dafür, dass der Pango auf jede Abflussgröße passt.
Backpulver und Essig
Es müssen nicht immer Chemie oder mechanische Mittel sein. Auch so manches Hausmittel kann bei einem verstopften Abfluss helfen. Nicht Kaffeesatz, aber Backpulver in Kombination mit Essig.
- 4 EL Backpulver in den Abfluss geben
- 1/2 Tasse Essig nachschütten
- es folgt ein sprudelndes Geräusch
- ist das blubbernde, sprudelnde Geräusch verstummt, mit heißem Wasser nachspülen
Plastikflasche
Ähnlich dem Pango funktioniert die Rohrreinigungsvariante „Plastikflasche“. Jedoch mit deutlich weniger Druck. Die Flaschenöffnung muss den Abfluss am besten ganz abdecken.
- Überlauf mit nassem Lappen abdichten
- leere Plastikflasche (Volumen: ca. 1 L) mit heißem Wasser füllen
- Flasche immer wieder zusammenpressen
Durch das wiederholte zusammendrücken der Flasche übt das ausströmende heiße Wasser Druck auf die Verstopfung aus. Und löst diese. Der Vorgang sollte so oft wiederholt werden, bis sich die Verschmutzung komplett gelöst hat.
Fazit
Kaffeesatz und Abfluss werden niemals Freunde. Und auch als Rohrreiniger ist Kaffeesatz die denkbar schlechteste Lösung. Aber es gibt zahlreiche andere Mittel, mit denen einem verstopften Abfluss zu Leibe gerückt werden kann.